Der Politikthread

DoK

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Vor allem: Was er noch nicht weiß ist, dass er zukünftig die gleiche Fläche in weniger Zeit reinigen muss.
Das Reinigungsgewerbe ist für den Arsch, 80 % ausbeutende Drecksunternehmen…
 

BitByter

#Pointenerklärer
ich glaube, du stellst dir das ein bisschen einfach vor. hier geht es ja nicht nur um das gesundheitswesen. hier geht es zum beispiel auch um wasser-, energie- und nahrungsmittelversorgung. ein bekannter von mir arbeitet in einem energiekraftwerk und gehört zu einer kleinen gruppe von leuten, die diesen job können. wenn da alle gleichzeitig ausfallen würden wirds schlicht dunkel im land. da helfen arbeitnehmergesetze niemandem.
bei ihm wars zu pandemiebeginn übrigens so, dass sich leute wie er wochenlang zum teil im jeweiligen kraftwerk in isolation begeben haben, weil keiner wusste, wie schlimm corona wird und die infrastruktur eines landes nunmal aufrechterhalten werden muss.
andererseits kann man aber natürlich sagen, dass das krankenhauspersonal ohne strom und/oder fließend wasser endlich mal ne pause machen kann.

ich teile deine meinung, dass grade das gesundheitswesen dringend reformbedürftig ist. auch, dass arbeitnehmerrechte ein hohes gut sind und sowas sicher keine dauerhafte sache sein darf. realistisch betrachtet halte ich diese maßnahmen aber weder für verwunderlich, noch für verwerflich. vermutlich sind sie (je nach job, s.o.) nicht mal wirklich zu vermeiden
 
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Mingo

Mingo
bei ihm wars zu pandemiebeginn übrigens so, dass sich leute wie er wochenlang zum teil im jeweiligen kraftwerk in isolation begeben haben, weil keiner wusste, wie schlimm corona wird und die infrastruktur eines landes nunmal aufrechterhalten werden muss.

ich glaube, du stellst dir das ein bisschen einfach vor. hier geht es ja nicht nur um das gesundheitswesen. hier geht es zum beispiel auch um wasser-, energie- und nahrungsmittelversorgung.
Der entscheidende Unterschied zur jetzigen Situation Mal fett markiert.
Heute hat man aber Wege und Mittel anders zu handeln, aber man rennt trotzdem sehenden Auges in eine Situation wo einige die Dummen sind, die eine gewollte Untätigkeit (aka Durchseuchung durch die Hintertür) mit ihrer Gesundheit bezahlen müssen.

Ich stell mir Pandemiemanagement nicht einfach vor. Aber was ist einfacher als vollkommene Untätigkeit? Und das ist doch das, was aktuell politisch gemacht wird.
 

Zimtzicke

Mitglied
Die Durchseuchung durch die Hintertür ist mMn so gut wie alternativlos. Zumindest unter Omikron. Was willst du denn sonst aktuell machen? Da müsste man sonst wirklich den "Laden" komplett dicht machen.

Wir erleben es gerade durch die Schulkinder, wie sich das Virus enorm ausbreitet, aber immer mit ein, zwei Tagen zeitlichem Versatz.
 
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Mingo

Mingo
Also erstens wäre es das mindeste die Bevölkerung auch offen darüber zu informieren, dass das die Strategie ist.
Zweitens war es lange Zeit gesellschaftlicher Konsens Personen mit erhöhtem Risiko vor einer Infektion zu schützen - inzwischen hat sich das in ein "dann geht halt nicht vor die Türe" verwandelt.
Drittens gibt es eine weiterhin nicht richtig einzuschätzende Gefahr von Long Covid und Co, und ich finde gerade bei Kindern (insbesondere bei denen jünger als fünf Jahre) ist das unverantwortlich da voll auf Durchseuchung zu setzen; weitestgehend ohne Impfschutz und eigene Entscheidung darüber, ob man einverstanden ist mit einer Infektion oder nicht.

Ich kann es wirklich nicht richtig fassen, dass "Leute müssen dann eben 12 Stunden arbeiten" und "Die Pflege soll sich nicht so anstellen, die müssen eben auch mit Infektion zur Arbeit kommen" Teil eines gelungenen Pandemiemanagement sein soll und nicht das Ergebnis des Versagens von Pandemiemanagement.
Wie gesagt, wenn Durchseuchung dann bitte ehrlich und nicht auf dem Rücken von Kindern und Pflegepersonal.

edit: Ciesek dazu: (https://www.ndr.de/nachrichten/info...-so-niedrig-wie-nie,coronavirusupdate230.html)
Sandra Ciesek verweist darauf, dass für die Omikron-Variante auch jegliche Erkenntnisse zu Langzeitfolgen wie Long Covid oder PIMS fehlen. "Die PIMS-Fälle, die jetzt in der Klinik auftauchen, sind noch die aus der Delta-Welle", sagt sie. "Für eine Beurteilung unter Omikron ist es viel zu früh. Das bleibt eines der großen Fragezeichen und ist auch einer der Gründe, warum man nicht sagen kann: Wir lassen es jetzt einfach laufen."
Ohnehin glaubt Ciesek, dass viele Menschen die abwartende Strategie nicht mittragen würden und lieber das Risiko und Kollateralschäden in Kauf nähmen, um aus der Pandemie herauszukommen. Das sei im Endeffekt auch ein gesellschaftliches Agreement. "Und das kann für Einzelne nach hinten losgehen, das ist klar. Verlierer sind und bleiben die, die keinen ausreichenden Immunschutz haben aufbauen können", sagt Ciesek.
Das ist für mich auch in erster Linie eine Entsolidarisierung, weil "irgendwann ist dann auch Mal gut mit Rücksicht" und weniger eine alternativlose Konsequenz - die Alternative gefällt nur den wenigsten.

Und wie gesagt, wie es politisch kommuniziert und begleitet wird finde ich unter aller Sau und beschämend.
 
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Cycrow

Cyt für Kantholz
Bin auch reichlich überfragt wie man diese schleichende Durchseuchung unter Omikron Bedingungen verhindern möchte.
Habe daher auch zu dieser Thematik irgendwie fast jegliche Meinungen verloren und schaue seither nur noch fassungslos/ohnmächtig - aufgrund der schieren Masse der Infektionen und daraus resultierenden total konträren Notlösungen (in Punkto Gesundheit/Arbeit) - dabei zu, wie Omikron fast alles auf den Kopf stellt. Es ist einfach ein absolut unbegreiflicher Clusterfuck der da über uns rollt, aber ich habe dieses mal wirklich keinerlei Antworten dazu wie man das anders machen soll.

Edit: Ich weiß nur, dass ich nichts davon gut finde.
 
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Zimtzicke

Mitglied
@Mingo Es gibt Ausnahmegenehmigungen in den kritischen Infrastrukturbereichen. Die sind sogar genau definiert. Wir reden nicht darüber, dass die Hilde an der Kasse vom Penny jetzt 12 Stunden schuften muss.

Natürlich ist das kacke. Aber WAS willst du machen? Infizierte oder Kranke sollen NICHT auf die Arbeit, aber wir können die Feuerwehr oder das Krankenhaus ja nicht einfach dicht machen. Sollen wir Soldaten die Jobs machen lassen? Beim Gesundheitsamt hat das ja auch super funktioniert...

Ansonsten kann ich dir mal erzählen, welche Probleme momentan herrschen. Meine Tochter hatte letzte Woche zwei positive Fälle in der Klasse. Die Kinder mussten sofort in Quarantäne. Minimum 5 Tage, dann konnten sie sich "frei" testen. Weisst du ungefähr, was das für Eltern bedeutet, die nicht auf sowas gewartet haben? Was bedeutet das für Arbeitgeber und Betriebe, die von jetzt auf gleich wieder auf Personal verzichten müssen, weil irgendjemand muss sich ja um die Kinder kümmern. Und im Gegensatz zu letztem und vorletztem Jahr gibt es kaum noch Notbetreuung, da ja Präsenz ist.

Aber auch ganz normal in den Betrieben. Ist einer positiv, dann fängt die Scheisse an.

Wie es scheint, kann man Omikron mit "normalen" Mitteln nicht aufhalten. Klar wäre es toll, wenn Olaf sich abends vor die TV-Kameras stellen würde und das JEDEM nochmals erklärt, aber nach zwei Jahren Pandemie sollte wirklich bekannt sein, dass man sich zumindest teilweise selbst schützen kann. Und dass man Betriebe, Schulen und soziales Leben nicht ewig runterfahren kann.

Du weisst, wie ich über die Pandemie denke, und dass man ein Virus noch nie politisch "besiegen" konnte. Du weisst auch, dass ich immer für strengere Massnahmen war, gerade zum Eigenschutz, aber auch dem Schutz anderer Menschen bishin zur gesamten Gesellschaft. Aber Omikron hat in mehreren Bereichen die Vorzeichen verändert. Das Ziel kann nicht mehr sein jede Infektion möglichst zu verhindern.

Und auch noch eine wahrscheinlich unpopuläre Meinung. Wirklich jeder weiss mittlerweile, wie infektiös Omikron ist. So Nebeneffekte wie Long Covid sind auch bekannt. Ich kann mich nicht immer und überall schützen, wenn ich Pech habe, infiziere ich mich. Vielleicht sogar durch meine Kinder. Aber: ich kann immernoch mein Risiko minimieren. Wer sich gerade jetzt mit Impfung und Schnelltests das Gewissen reinwaschen will, weil damit ein "normales" Leben möglich ist (Feste feiern, Fitnessstudio, Restaurant, usw.), der handelt eigenverantwortlich. Aber mit dem nötigen Wisse. Es soll sich nach zwei Jahren Pandemie bitte niemand mehr hinter der Politik verstecken.
 

BitByter

#Pointenerklärer
Also erstens wäre es das mindeste die Bevölkerung auch offen darüber zu informieren, dass das die Strategie ist.
Zweitens war es lange Zeit gesellschaftlicher Konsens Personen mit erhöhtem Risiko vor einer Infektion zu schützen - inzwischen hat sich das in ein "dann geht halt nicht vor die Türe" verwandelt.
Drittens gibt es eine weiterhin nicht richtig einzuschätzende Gefahr von Long Covid und Co, und ich finde gerade bei Kindern (insbesondere bei denen jünger als fünf Jahre) ist das unverantwortlich da voll auf Durchseuchung zu setzen; weitestgehend ohne Impfschutz und eigene Entscheidung darüber, ob man einverstanden ist mit einer Infektion oder nicht.

Ich kann es wirklich nicht richtig fassen, dass "Leute müssen dann eben 12 Stunden arbeiten" und "Die Pflege soll sich nicht so anstellen, die müssen eben auch mit Infektion zur Arbeit kommen" Teil eines gelungenen Pandemiemanagement sein soll und nicht das Ergebnis des Versagens von Pandemiemanagement.
Wie gesagt, wenn Durchseuchung dann bitte ehrlich und nicht auf dem Rücken von Kindern und Pflegepersonal.

edit: Ciesek dazu: (https://www.ndr.de/nachrichten/info...-so-niedrig-wie-nie,coronavirusupdate230.html)


Das ist für mich auch in erster Linie eine Entsolidarisierung, weil "irgendwann ist dann auch Mal gut mit Rücksicht" und weniger eine alternativlose Konsequenz - die Alternative gefällt nur den wenigsten.

Und wie gesagt, wie es politisch kommuniziert und begleitet wird finde ich unter aller Sau und beschämend.
du machst mir insgesamt zu viele fässer auf. dass alles gut läuft behauptet quasi niemand. dass es eine durchseuchung der gesellschaft geben wird ist sei monaten bekannt. seit monaten wird durch RKI und gesundheitsminister (auch des alten) kommuniziert, dass sich JEDER mit corona infizieren wird, sofern er nicht geimpft ist. mittlerweile heißt es afaik, dass sich auch die geimpften auf kurz oder lang sehr wahrscheinlich mit corona infizieren werden.

personen mit einem erhöhten risiko werden imo seit 2 jahren gutesgehend geschützt. durch regeln, die die gesamte gesellschaft (insbesondere junge menschen) einschränken und immer noch gelten (ob sinnvoll oder nicht). durch impfungen bei sich und eine impfpflicht bei AN im gesundheitswesen.

das was du forderst ist schlicht nicht zu leisten.
- wir können eine infizierung nicht verhindern. erst am we habe ich von einem inselstaat gelesen, der sich 2 jahre abgeschottet hat. niemand kam ins land. keine coronafälle. dann hat man 54 bürger aus dem ausland mit einer charter-maschine zurückgeholt. die wurden x-fach getestet und vor dem flug in 2-wöchige isolation gesteckt. ergebnis: 70% der fluggäste waren bei der landung oder kurze zeit danach positiv.
- wir können auf AN in bestimmten berufen nicht verzichten. die müssen nunmal irgendwie durchhalten und ausbaden, was in den vergangenen 30 jahren im gesundheitsbereich verpasst wurde. was ist denn die alternative? leute in den feierabend entlassen und die patienten sterben lassen? finde ich das geil? nein. ist mir das egal. ebenfalls nein. aber es gibt doch keine alternative. man kann sich keine pflegekräfte backen, also was willst du anderes tun? ich denke, wenn du einen guten vorschlag hast, wird man den dankbar anhören.
- wir können nicht auf dauer die gesellschaft einschränken und die wirtschaft am boden lassen. so sehr du den kapitalismus auch ablehnen magst: er ist unser vorherrschendes wirtschaftssystem. irgendeiner muss die ganze scheiße bezahlen und das geht nicht mit guten willen und netten worten. auch hier: wenn du einen besseren vorschlag hast lass hören.
- und ja, ich bin der meinung, dass wir menschen, die sich nicht impfen lassen wollen zurücklassen müssen. wer nach einem jahr und milliarden verabreichten impfdosen immer noch mehr angst vor der impfung als vor corona hat, hat halt pech gehabt. das ist bitter für die, die sich nicht impfen lassen können. aber auch hier: was willst du tun? corona wird nicht einfach verschwinden. weder hier, noch global. omikron könnte aber immerhin ein weg sein raus, aus dieser scheiße, in der wir seit 2 jahren stecken.

menschen sterben. an krankheiten oder an unfällen oder einfach, weil sie alt sind. jedes jahr sterben 25k menschen an der grippe. es ist unmöglich, alle dauerhaft zu schützen. und falls es möglich ist, würde ich ein solches (vermutlich abgeschottetes) leben nicht unbedingt leben wollen. das einzige, was wir am ende tun können ist aus den fehlern (und davon gibt und gab es eine menge) zu lernen und dringend notwendige reformen anzustoßen, damit wir beim nächsten mal besser mit so einer situation umgehen. der fatalist, der ich bin bezweifelt aber, dass das passieren wird.