Kein Vergeben, kein Vergessen - ein Jahr nach Hanau

Mingo

Mingo

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Heute vor einem Jahr tötete ein Mann aufgrund rassistischer Motive neun Menschen in Hanau.

Gökhan Gültekin wurde 37
Sedat Gürbüz wurde 29
Said Nesar Hashemi wurde 21
Mercedes Kierpacz wurde 35
Hamza Kurtović wurde 22
Vili Viorel Păun wurde 22
Fatih Saraçoğlu wurde 34
Ferhat Unvar wurde 23
Kaloyan Velkov wurde 33

Sie hinterließen Familie, Freund*innen, Kinder. Weitere Menschen wurden bei dem Anschlag selbst verletzt oder mussten zusehen, wie ihre Freund*innen starben.
Die Angehörigen müssen sich in der Folge gegen behördlichen Rassismus wehren und ertragen, dass der Vater des Mörders aus der unmittelaren Nachbarschaft heraus die Hinterbliebenen rassistisch bedroht.

In einer Dokumentation der ARD kommen die Angehörigen selbst zu Wort und berichten über die Erlebnisse des 19. Februar 2020:
Hanau - eine Nacht und ihre Folgen

Auch der Spiegel lässt die Angehörigen zu Wort kommen in den sehr ausführlichen
Hanau-Protokollen (auch als Audioversion verfügbar)




Anzeige gegen Vater des Attentäters (taz)
"Nie wieder?" Von wegen - in Deutschland hört es nie auf (tagesspiegel)​


Dieser Thread soll erinnern an das, was nicht vergessen werden darf und was nicht vergeben werden kann. Er soll mahnen, aufrütteln und sensibilisieren.
Rassismus tötet. Heute jährt sich der rassistische Mordanschlag in Haunau. An anderen Tagen wiederum jährt sich der Tod weiterer Opfer. Und zwar immer wieder - und ihr Tod gerät weiter in Vergessenheit, während sich zugleich Rassist*innen in diesem Land weiter radikalisieren.

In Zukunft soll der Thread immer wieder an solche Ereignisse und ihre Opfer erinnern. Ich werde versuchen den Thread durch threadmarks, Threadtitel etc. zu strukturieren und zu pflegen.
 

camahan

Mitglied
Schöne Geste von Amin Younes heute nach seinem Tor gegen die Bayern
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Mingo

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Ein breites Hanauer Bündnis hat einen offenen Brief an Uwe Boll verfasst, um ihn von seinem unmöglichen Vorhaben abzubringen, einen voyeuristischen Film über die Morde von Hanau zu drehen:

Offener Brief an Dr. Uwe Boll wegen des Filmprojekts "Hanau"

Sehr geehrter Herr Dr. Boll,

mit fassungslosem Entsetzen haben wir die Berichterstattung in der BILD Zeitung zu Ihrem
jüngsten Filmprojekt über das Attentat in Hanau aufgenommen. Wir alle – die Familien der
Opfer, der Magistrat sowie die Stadtverordnetenvorsteherin und die Fraktionen – fordern Sie
mit Nachdruck auf, die Vorbereitungen sofort einzustellen und auf die Dreharbeiten zur
Realisierung dieses Films zu verzichten.

Die pseudodokumentarische Ausrichtung kann nicht davon ablenken, dass es Ihnen hier
allein darum geht, einen persönlichen Nutzen aus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu
ziehen, die das schreckliche Attentat in unserer Stadt nach wie vor erhält. Unter dem
Deckmäntelchen der Aufklärung und Kunst nutzen Sie das unbeschreibliche Leid der Opfer
und ihrer Angehörigen, um Ihren Wunsch nach Publicity und die blutrünstige Sensationsgier
Ihres Publikums zu befriedigen.

Das Attentat des 19. Februars 2020 hat viele Wunden gerissen – in den betroffenen Familien,
in der ganzen Stadtgesellschaft. Die Stadt ist seither nicht mehr dieselbe und wir alle tun
unser Bestes, um die Ereignisse angemessen zu verarbeiten. Es übersteigt unsere
Vorstellungskraft, welche Geisteshaltung notwendig ist, um den gewaltsamen Tod von neun
Mitmenschen in einer Art und Weise filmisch umzusetzen, die nach Ihren eigenen Worten zu
hart für die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ist.

Die Unverfrorenheit Ihres Vorgehens zeigt sich auch darin, dass Sie im Vorfeld keinen
Kontakt zu den betroffenen Familien gesucht haben. Diese haben von Ihren Plänen ebenso
wie die Opfervereine und wir aus der Presse erfahren. Die dabei veröffentlichten
Szenenbilder sind für die Angehörigen der Ermordeten unerträglich und verunglimpfen die
Toten mit einer kaum zu überbietenden Respektlosigkeit.

Wir appellieren noch einmal alle gemeinsam an Sie, den dringenden Wunsch der
Angehörigen anzuerkennen und auf die sensationslüsterne filmische Aufarbeitung des
Attentats zu verzichten.

Sollten Sie sich über das große Entsetzen und die Trauer der Familien hinwegsetzen und den
Film dennoch drehen, so fordern wir Sie dringend auf, die Persönlichkeitsrechte der
Angehörigen, deren Pietätsempfinden und die fortwirkende Menschenwürde der
Verstorbenen zu beachten. Andernfalls werden wir umgehend Strafanzeige erstatten und
Unterlassungsklage erheben.

Gleiches gilt für unwahre Tatsachenbehauptungen: In der Presse werden Sie mit den Worten
„Das Ordnungsamt Hanau versagte jahrelang“ zitiert. Da die Stadt Hanau nicht zuständige
Waffenbehörde ist, fordern wir Sie auf, diese Aussage zu unterlassen. Auch hier müssen Sie
sonst mit juristischen Schritten rechnen.

Sehr geehrter Herr Dr. Boll, seien Sie versichert: Wir werden gemeinsam alle Hebel in
Bewegung setzen, um dieser Verzerrung der schrecklichen Ereignisse vom 19. Februar 2020
entgegenzutreten.

Hochachtungsvoll

Claus Kaminsky, Oberbürgermeister
Beate Funck, Stadtverordnetenvorsteherin
W.-Axel Weiss-Thiel, Bürgermeister
Thomas Morlock, Stadtrat

Für die Parteien in der Stadtverordnetenversammlung

Dr. Max Bieri, SPD-Fraktion
Isabelle Hemsley, CDU-Fraktion
Stefan Weiß, Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen
Bert-Rüdiger Förster, Fraktion Die Republikaner
Oliver Rehbein, Fraktion Bürger für Hanau
Holger B. Vogt, FDP-Fraktion
Robert Erkan, Fraktionslos

Die Familien der Opfer

Gültekin - Gürbüz - Hashemi - Kierpacz - Kurtović - Păun - Saraçoğlu - Unvar - Velkov

 

Cthulhu

Greetings earthlings!
Das ist richtig, aber in dem Fall ist es imo nochmal wichtiger, dass er die Finger davon lässt.
 
G

Gelöschter User

Gast
Hoffentlich nimmt sich Boll das zu Herzen. Am besten wäre es, wenn er das Projekt fallen lässt.
Wird er nicht, ich denke der Film ist sogar schon abgedreht.
Diesen offenen Brief wird er eher als kostenlose Werbung ansehen.
Was andere Leute über seine Arbeit denken, war dem schon immer egal.